Die forstliche Standortskartierung in Baden-Württemberg ist wesentliche Grundlage für die naturnahe Waldbewirtschaftung. Sie erfasst und beschreibt die waldökologisch bedeutsamen Standortsfaktoren und stellt ihre Ergebnisse auf Karten im Maßstab 1:10 000 dar. Diese Informationen liegen derzeit für ca. 740.000 ha des öffentlichen Waldes und ca. 150.000 ha des kleinen und mittleren Privatwaldes in digitaler Form mit fachlich aktuellen Kartierungen vor.
Das südwestdeutsche standortskundliche Verfahren kombiniert geographische, geologische, petrographi-sche, bodenkundliche, klimatologische, vegetationskundliche, pollenanalytische und historische Fakten und Untersuchungsmethoden.
Die regional vergleichende Betrachtungsweise ergibt ein zweistufiges Vorgehen:
- Durch eine regional vergleichende Betrachtung sollen zunächst einmal diejenigen standörtlichen
Besonderheiten erfasst werden, durch die sich eine Landschaft als Ganzes von anderen Landschaften
unterscheidet (regionales Klima, Landschaftsform, Gesteinscharakter einer Gegend, Auswirkungen der Landschaftsgeschichte). Die hierbei ausgeschiedenen Landschaftsräume sind in der Forstlichen Stand-ortskundlichen Regionalen Gliederung abgegrenzt.
- Auf lokaler Ebene werden dann die in Gemengelage auftretenden örtlichen Standortsverschiedenheiten erfasst (örtliches Klima, örtliche Gesteinsausbildung, örtliche Geländeausformung, chemische und physi-kalische Bodeneigenschaften, Wasser- und Lufthaushalt des Bodens, Humuszustand usw.). Für die Kar-tierung werden nach (überwiegend durch das Substrat definierten) Öko-Serien und Standortseinheiten differenzierte lokale Gliederung erarbeitet.
Die kartierten Standortseinheiten enthalten neben Angaben zu Substrat, Wasserhaushalt, Humusform und anderen standortskundlichen Parametern abgeleitete Informationen zum natürlichen Vegetationspotential der Waldflächen (Potentielle natürliche Waldgesellschaft und Standortswald) und zur Standortsgerechtig-keit der Wirtschaftsbaumarten. Kriterien für die Standortsgerechtigkeit der Baumarten sind ihre Konkurrenzkraft, Pfleglichkeit und Betriebssicherheit. In die Beurteilung der forstwirtschaftlichen Baumarteneig-nung geht außerdem die standortsbedingt mögliche Massen- und Wertleistung mit ein. Die Ergebnisse der Standortskartierung fließen in die Forsteinrichtung und in die Praxis der naturnahen Waldbewirtschaftung ein sowie in vielen naturschutzfachlichen, den Wald betreffenden Fragen ein.
